Willkommen auf / welcome to
www.soddemann.de

powered by SELFHTML

Ein Einbruch im Jahr 1806 (english version)

Der Name Soddemann taucht auch gelegentlich in der Tagespresse auf. Der erste mir bekannte Artikel berichtet über einen Einbruch bei den „Wirthschaftern“ Johann Heinrich Sodemann, der in Capelle als Wirt und Branntweinbrenner arbeitete.
Folgender Artikel erschien am Freitag den 21. Februar 1806 im „Münsterisches Intelligenzblatt“ (Nr.8) unter dem Punkt II.6:

In der Nacht vom 25sten auf den 26sten Januar d. J. sind dem Wirthschaftern Joh. Henr. Sodemann im Filial-Dorfe Capelle, vermittels Einbruchs durch die Wand, nachstehende Sachen entwendet:
1. 85 Pfund beste blaue Caffeebohnen 56 Rthl.[1] 16 ggr [2]
2. Eine halbe Kiste Candy-Zucker 12 rt. 12gg
3. 25 Stück Mannshemder, gezeichnet mit den Buchstaben J.H.S p. Stück 1 Rlr. 12 ggr. 37 rl 12 gg
4. Eine neue blaue manschesterne Hose 4 rl. 12 gg.
5. Zehn Paar gestrickte leinene Strümpfe 7 rl. 12 gg.
6. Ein grünes muselines Halstuch 2 rl.
7. Ein weißer von Nesseltuch 1 rl. 12 gg.
8. Eine meerschaumene Pfeife mit Silber beschlagen, wovon der Deckel einen türkischen Bund formirt 6 rl.
9. Ein violet-blauer Frauen-Rock von Tuch 8 rl.
10. Ein dito von blauem Stoff 5 rl.
11. Eine seidene braune Schürze 2 rl. 12 gg.
12. Eine gelbe zitzene dito 2 rl.
13. Zwey weiße braun gestreifte dito 4 rl.
14. Zwey braune floretseidene gelb und weiß gestreifte dito 4 rl.
15. Eine dito von grünem Tamis 1 rl. 6 gg.
16. Zwey gedruckte grau und weiß gestreifte dito 2 rl.
17. 30 Stück Frauen-Hemder, gezeichnet mit den Buchstaben M.A.W. p Stück 1 rl. 6 ggr. 37 rl. 12 gg.
18. Drey braune seidene Frauen-Jacken 4 rl. 12 gg.
19. Eine blaue seidne Frauen-Jacke 1 rl. 12 gg.
20. Zwey dito gelb und graue zitzene 2 rl.
21. Eine weiße seidene mit Gold und goldenen Borden besetzte Frauen-Kappe 6 rl.
22. Eine dito gelbe und eine rothe ebenfalls mit goldenen Borden besetzt 6 rl.
23. Eine dito weiße und eine gelbe mit silbernen Borden besetzt 6 rl.
24. Sechs weiße Frauenkappen von verschiedenen Couleuren p. St. 1 rl. 6 rl.
25. Ein weißer Halstuch mit roth-gestreiften Blumen 2 rl.
26. Ein dito von weißem Cambre 1 rl. 12 gg.
27. Zwey dito von braun- und rother Seide 4 rl. 12 gg.
28. Ein schwarz muselinenes Halstuch mit rothen Blumen 2 rl.
29. Ein dito zitzenes 1 rl. 8 gg.
30. Vier weiße dito 3 rl.
31. Sechs weiße Kappen mit Spitzen 9 rl.
32. Ein goldenes Halskreuz 12 rl.
33. Vier Stück feine Leinwand 30 rl.
Insgesamt 291 Rthlr. 18 ggr.
Welches zur möglichen Ausmittelung der Thäter, unter Zusicherung der ediktmäßigen Belohnung, hierdurch bekannt gemacht wird.
Nordkirchen im Gericht den 8. Febr. 1806
Wünnenberg Schlüter

Ein paar Anmerkungen zum Reichstaler, seinem Wert und seiner Kaufkraft

Eingeführt wurde der Reichstaler im 16. Jahrhundert, um eine im ganzen Deutschen Reich einheitliche und somit überall verwendbare Münze zu schaffen. Vereinbart war ein einheitlicher Münzfuß (also grob gesagt der Anteil von Silber in der Münze), allerdings war es üblich, das jeder Teilstaat seinem Taler ein eigenes Gesicht gab (also ein eigenes Münzbild). Durch einen später eintretenden Wertverfall der Münzen, resultierend aus der Tatsache, dass der vereinbarte Münzfuß immer weniger genau eingehalten wurde, wurde der Reichstaler bald zu einer rein theoretischen "Rechengröße", deren "Wechselkurs" zu den jeweiligen "lokalen" Währungen immer wieder neu festgelegt werden musste. Immerhin konnte man über diesen Weg Preise wenigstens überregional vergleichen.

Nach einer Münzreform wurde in Preußen der Reichstaler "neu erfunden" und entsprach vom Wert her der bis dahin nur noch theoretischen Rechengröße. Für diesen Reichstaler galt von 1750 bis 1806: 1 Reichstaler = 90 neue Groschen zu je 18 Pfennig. Von 1821-1871 galt in Preußen dann ein neuer Reichstaler, der den Wert von 30 Silbergroschen zu je 12 Kupferpfennigen hatte. Ab 1871 wurde dann in allen deutschen Ländern der Taler durch die Mark (=1/3 Taler) zu je 100 Pfennig abgelöst.

Den realen Gegenwert oder besser die Kaufkraft eines Reichstalers zu dieser Zeit zu benennen, ist ebenfalls nicht ganz einfach. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Verdienste der arbeitenden Bevölkerung regional schwankten. Um aber wenigstens eine Vorstellung von Wert und Kaufkraft zu bekommen, ist es hilfreich, eine tabellarische Aufstellung zu machen. Damit hat man wenigstens einen Anhaltspunkt.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass Waren in einer Zeit des (Über-) Angebotes deutlich günstiger sind als in Zeiten des Mangels. Ferner sind Waren, die "vor Ort" hergestellt werden können, deutlich günstiger als Waren, die von weit her beschafft werden müssen.

Ein paar Beispiele:
Für den Gegenwert eines Reichstalers konnte man Anfang des 18. Jahrhunderts folgende Waren erwerben:

Das sagt, wie schon angedeutet, aber erst einmal recht wenig aus. Besser verständlich werden diese Werte, wenn man sie einmal zum Verdienst der Menschen in dieser Zeit in Relation setzt. So verdiente ein einfacher preußischer Soldat zu dieser Zeit 24 Taler im Jahr. Ein preußischer Beamter bekam immerhin schon rund 100 Taler im Jahr. Ein Handwerksmeister konnte, je nach Gewerk, zwischen 200 und 600 Taler im Jahr verdienen.
Die Pacht für den Soddemann-Hof in Ottmarsbocholt betrug zu dieser Zeit 36 Taler jährlich (hinzu kommen noch die Naturalabgaben und die zu leistenden Dienste).
Musste man sich ein Zimmer mieten und seine Nahrungsmittel kaufen, so konnte man mit Kosten zwischen 100 und 200 Talern jährlich rechnen.
Unter diesem Aspekt kann man sagen, dass bei dem Einbruch in Capelle durchaus ein kleines Vermögen entwendet worden ist.

Weitere Beispiele

Die Kaufkraft eines Talers betrug im Raum Wesel für die Zeit um 1785:

Im Bergischen Land sind für denselben Zeitraum folgende Preise überliefert (1 Taler entspricht dabei 60 Stübern, das Pfund wog dort 459 Gramm):

Um sich das o.g. Roggenbrot dann auch kaufen zu können, musste ein Tagelöhner etwa 7,5 Stunden arbeiten, ein Bandwirker etwa 6 Stunden und ein Schmied 4,5 Stunden.
Für das Fleisch arbeitete der Tagelöhner etwa 3 Stunden, der Bandwirker 2,5 Stunden und der Schmied 2 Stunden.

Fußnoten:
[1] „Rthlr“ oder „Rlr“ oder „rl“ steht für "Reichsthaler". Ein Reichstaler = 24 (Gute) Groschen.
[2] „ggr“ oder „gg“ steht für Groschen. Ein Groschen = 12 Pfennig.


A burglary in 1806 (top of page)

The name Soddemann sometimes comes up in the daily newspaper. The first known article reports about a burglary into the premises of Johann Heinrich Sodemann, an innkeeper and distiller in the village of Capelle.

The following article was published on Friday, 21st April 1806 in a newspaper called "Münsterisches Intelligenzblatt" (issue 8) under point II.6.:

At the night from 25th to 26th of January this year, the following belongings of Joh. Henr. Sodemann from Capelle were stolen within a burglary through the wall:
1. 85 pounds of best blue coffebeans worth 56 Reichstaler (rt.) and 16 Gutegroschen (gg.)
2. A half box of candy sugar 12 rt. 12gg.
3. 25 pieces men's shirts, signed with letters J.H.S 37 rl 12 gg.
4. A new pair of Manchester Trousers 4 rl. 12 gg.
5. Ten pairs of knittes linnen stockings 7 rl. 12 gg.
6. A green (muselines ?) neckerchief 2 rl.
7. A white neckerchief of nettle (Nesseltuch) 1 rl. 12 gg.
8. A meerschaum silverplated pipe, the cap forming a turkish bundle (türkischen Bund) 6 rl.
9. A violet-blue woman's skirt 8 rl.
10. The same in blue cloth 5 rl.
11. A brown silk apron 2 rl. 12 gg.
12. A yellow apron 2 rl.
13. Two white-brown striped aprons 4 rl.
14. Two brown silk (floretseidene) with white and yellow stripes 4 rl.
15. One of green (Tamis?) 1 rl. 6 gg.
16. Two white-brown striped 2 rl.
17. 30 pieces of women's shirts, signed with letters M.A.W. p piece1 rl. 6 ggr. 37 rl. 12 gg.
18. Three brown silk women's jackets 4 rl. 12 gg.
19. A blue silk woman's jacket 1 rl. 12 gg.
20. Two of yellow and grey 2 rl.
21. A silk white with golden (Borden?) woman's cap 6 rl.
22. One in yellow and one in red also wth golden (Borden?) 6 rl.
23. A white and a yellow one with silver (Borden?) 6 rl.
24. Six white woman's Caps of different (Couleuren?) p. piece 1 rl. 6 rl.
25. A white neckerchief with red striped flowers 2 rl.
26. One of white (Cambre?) 1 rl. 12 gg.
27. Two of brown and red silk 4 rl. 12 gg.
28. A black (muselinenes?) neckerchief with red flowers 2 rl.
29. One (zitzenes?) neckerchief 1 rl. 8 gg.
30. Four white neckerchief 3 rl.
31. Six white caps with laces 9 rl.
32. A golden necklace with a golden cross 12 rl.
33. Four pieces of fine canvas 30 rl.
Altogether 291 Reichstaler and 18 Gutegroschen
Wich is, under assurance of the legal reward, hereby announced.
Nordkirchen, courthouse, February 8th, 1806"

Some remarks regarding the Reichstaler, its value and buying power

Introducted in the 16th century, the Reichstaler was planned to become a standardized coin throughout the whole country. A coinage standard was established, but every state minted the coins with their own appearance. Due to beginning decrease in the value of the coins, because it was not kept stricly to the coinage standard, the Reichstaler became a theoretical 'calculation operand' with regularly defined exchange rates towards the 'local' currencies. But nevertheless it was possible to compare prices nationwide.

After a currency reform in Prussia the Reichstaler was 'new invented'. Its real value corresponded with the theoretical value. This Reichstaler equalled 90 new 'Groschen' of 18 'Pfennig' each. Its was the valid currency in Prussia from 1750 to 1806. From 1821 to 1871 again a new Reichstaler was established. It equalled 30 silver 'Groschen' of 12 copper 'Pfennig' each. Starting in 1871 in all German states the new 'Mark' (=1/3 Taler) was established.

To state the real value or better the buying power of the Reichstaler of that time is not easy. A reason for this is the difference in the wages of the people in different regions. Another aspect is that in times of excess supply of goods prices are cheap and in times with a great demand prices go up. Also regional goods are cheaper than those coming from far away regions.

Some examples:
For the value of one Reichstaler in the beginning of the 18th century one could buy:

This doesn't mean a lot as mentioned before. Easier to understand are these figures compared with the wages of the people of that time. A soldier of the Prussian Army earned 24 Taler a year. A Prussian civil servant earned about 100 Taler a year. And a master craftsman could earn, depending on the trade, between 200 and 600 Taler a year.
The rent for the Soddemann-farm in Ottmarsbocholt at that time was about 36 Taler a year (plus tithe and services for the landowner).
One who had to rent a furnished room and to buy food had to calculate with costs between 100 and 200 Taler a year.
Concerning this, it can be said that through the burglary a respectable fortune had been stolen.

Further examples

The buying power of a Reichstaler was in the region of Wesel around 1785:

In the region called the Bergische Land in the same period the following prices are known (1 Taler is about 60 'Stüber', the pound weighed 459 grams):

To be able to buy the bread at least, a day labourer had to work about 7.5 hours, a ribbon maker had to work about 6 hours and a blacksmith about 4.5 hours.
To afford the meat the day labourer had to work 3 hours, the ribbon maker 2.5 hours and the blacksmith 2 hours.


Wenn es Ergänzungen, Anmerkungen oder einfach nur Kommentare zu meiner Webseite gibt, erhalte ich diese am schnellsten per E-Mail!
For any addition, remarks or comments concerning my website please send me an e-mail.

Erstellt/compiled: 19.06.2007, letzte Aktualisierung/last update: 15.11.2007